„Weniger Bürokratie und faire Preise notwendig!“

Bürgermeisterin Herget-Umsonst und Landratskandidat Kötter bei Landwirtschaftsbetrieb Marloff zu Besuch

Man spürt die familiäre Tradition in jedem Winkel des Hofes der Familie Marloff im Herzen der Stadt Reichelsheim. Seit sieben Generationen befindet sich der Hof an dieser Stelle, wird von der Familie bewirtschaftet und musste sich immer anderen existenziellen Herausforderungen stellen. Das Gebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert wurde die Scheune errichtet. Vor etwa einem Jahr verließ die letzte Milchkuh den Hof, weil sich die Milchproduktion bei steigendem Aufwand und niedrigen Erträgen einfach nicht mehr rechnete. Rund 40 Masttiere stehen noch in den Ställen und werden liebevoll umsorgt.

Seit etwa 30 Jahren bietet Familie Marloff „Landwirtschaft zum Anfassen“, um die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft zu vermitteln. „Wir haben komplette Konfirmations-Jahrgänge bei uns. Wenn die einen Tag auf unserem Hof verbracht haben, wissen sie, warum Landwirtschaft wichtig ist und die meisten fühlen sich so wohl, dass sie gar nicht mehr weg wollen“, berichtet der ehemalige Kreislandwirt Herwig Marloff stolz.

„Die Landwirtschaft gehört zu unserer Heimat. Es ist wichtig, dass wir die Bedeutung schon den Kleinsten vermitteln“, ist sich die Reichelsheimer Bürgermeisterin Lena Herget-Umsonst sicher, die auch landwirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion ist. „Wir brauchen vor Ort eine hohe Akzeptanz für die Arbeit der wenigen landwirtschaftlichen Betriebe, die noch übrig sind. Nahrung kommt nicht von selbst auf den Teller, sie muss produziert werden und dafür brauchen wir engagierte Menschen wie Familie Marloff.“

Bei der Betriebsbesichtigung war auch Anke Krüger vom Bauernverband anwesend. Sie zeigte anhand zahlreicher Lehrmittel, wie man das Thema Landwirtschaft modern vermitteln kann. Außerdem hatte sie eine Virtual-Reality-Brille dabei, mit deren Hilfe man sich mitten in die landwirtschaftliche Arbeit versetzen kann. „Moderne Methoden und interessante Technik sind genau das richtige, um die Arbeit der Landwirtschaft zu vermitteln und einen Einstieg zu bekommen. Damit macht man neugierig für das Thema. Letztlich bin ich aber davon überzeugt, dass nichts einen echten Eindruck ersetzen kann, den man durch den Besuch eines Hofes und das Gespräch mit den bewirtschaftenden Menschen gewinnen kann“, so Kötter.

Herwig Marloff berichtete Kötter und Herget-Umsonst von den immer größer werdenden Herausforderung für die Landwirtschaft: „Die Auflagen steigen permanent und viele Betriebe können vor lauter Bürokratie, Zertifizierung und Dokumentation der eigentlichen Arbeit gar nicht mehr nachkommen. Dieses System frisst unsere Landwirte auf und wir müssen dringend etwas ändern, damit die Landwirtschaft wieder frei atmen und ihrer wichtigen Arbeit nachgehen kann“, so Marloff.

Herwig Marloff ist eine Institution unter den Wetterauer Landwirten. Er war nicht nur viele Jahre Kreislandwirt, sondern auch Vorsitzender des Verbandes Wetterauer Zuckerrübenanbauer und sitzt nun den Landsenioren Wetterau vor. „Herwig Marloff und seine Familie sind Landwirte aus Leidenschaft und Überzeugung. Davon gibt es leider immer weniger und die Schuld daran tragen die Rahmenbedingungen, welche die Landwirtschaft unter großen Druck setzen“, ist sich Landratskandidat Rouven Kötter sicher. „Die überbordende Bürokratie und teilweise lebensferne Auflagen kombiniert mit niedrigen Preisen und steigenden Kosten machen die Arbeit der Landwirte nicht nur unattraktiv für kommende Generationen, sondern nahezu unmöglich. Hier liegt einiges im Argen, was dringend geändert werden muss. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger, identitätsstiftender Teil unseres Wetteraukreises und das muss auch so bleiben!“