Immer mehr Firmen beklagen einen Mangel an qualifiziertem Personal. Jahr für Jahr können Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Gleichzeitig finden hunderttausende junge Menschen keinen Ausbildungsplatz. Selbst Betriebe, die gerne ausbilden würden, beklagen sich darüber, nicht alle ihrer Ausbildungsstellen besetzen zu können.
Woran liegt das, welche Ursachen gibt es für diese Diskrepanz? Und vor allem: Gilt das auch für uns auf dem Land? Gilt das auch für uns in Wölfersheim? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der DGB-Ortsverein in Wölfersheim. Erste Recherchen haben ergeben, dass auch in Wölfersheim Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, obwohl die Betriebe zum Teil sehr viel Energie aufwenden, um Auszubildende zu finden. Dabei haben wir festgestellt, dass Auszubildende, die in Wölfersheim einen Ausbildungsplatz gefunden haben, tagtäglich größere Entfernungen zurücklegen müssen, um in den Betrieb zu kommen.
Ein Lösungsansatz, der unter Jugendlichen in den Gewerkschaften immer wieder gefordert wird, ist: „Wir brauchen mehr Wohnheime für Auszubildende.“ Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist sehr angespannt, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum trifft besonders die jungen Menschen, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen können oder wollen.
Zwei Zahlen machen deutlich, wie brisant die Lage für Auszubildende auf dem Wohnungsmarkt ist: Der Mindestlohn für Azubis beträgt 649 Euro. Selbst diejenigen, die nach Tariflohn bezahlt werden, kommen gerade mal auf 900 Euro. Dafür ein Zimmer zu bekommen und den Lebensunterhalt zu bestreiten, das wird schwer.
Aber Wohnheime für Auszubildende in Wölfersheim – ist das nicht eine Nummer zu groß? Haben wir vor Ort überhaupt geeignete Quartiere für so ein Vorhaben?
Je länger wir uns mit dem Thema beschäftigten, desto mehr Fragen haben sich aufgetürmt. Aber wir konnten auch feststellen, dass die Zahl der Befürworter, dagegen etwas zu tun, immer größer wurde. Daraus erwuchs folgender Vorschlag: Wenn wir bei diesem Thema Nägel mit Köpfen machen wollen, dann müssen die politischen Entscheidungsträger mit ins Boot geholt werden. Der Bürgermeister machte uns den Vorschlag, das Thema auf der Klausurtagung der SPD-Fraktion vorzustellen. Gemäß dem Motto der Wölfersheimer SPD: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ haben die Teilnehmer der Klausurtagung gleich begonnen, Fragen zur Umsetzung zu diskutieren.
In einem ersten Schritt sollen zwei entscheidende Fragen geklärt werden: Erstens, haben die Betriebe in Wölfersheim Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für ihre Auszubildenden, und wären sie auch bereit, sich an den Kosten zu beteiligen? Und zweitens, gibt es in Wölfersheim Möglichkeiten, bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende zu schaffen?
Mit diesen beiden Fragestellungen wurde ein Antrag der Wölfersheimer SPD-Fraktion in das Gemeindeparlament eingebracht. Mit dem Antrag wird die Gemeindeverwaltung beauftragt, die beiden wichtigen Fragen zu klären. Zugegeben, das hört sich alles so an, als dauere es ewig, bis etwas geschieht. Aber es macht auch keinen Sinn, Dinge übers Knie brechen zu wollen oder etwas zu fordern, was vor Ort gar nicht entschieden werden kann. Jedoch wird, was in unserer Macht liegt, in Wölfersheim auf den Weg gebracht und gelöst.