Die Wölfersheimer SPD ist irgendwie anders… Ein Kommentar von Rouven Kötter

Am Abend des 28. Oktober haben wir mit zahlreichen Mitgliedern der Wölfersheimer SPD in der Södler Turnhalle gesessen und gemeinsam mit unserem Landtagskandidaten Karl-Otto Waas dessen Geburtstag gefeiert. Es gab leckere hausmacher Wurst aus Wohnbach und auch für Getränke war bestens gesorgt. Zum Feiern war aber niemandem so recht zu mute. Das Ergebnis der SPD in Hessen war eine derbe Niederlage und hatte uns allen auf die Stimmung geschlagen. Auch wenn Karl-Otto Waas ein beachtliches Ergebnis eingefahren hat, wird er leider nicht in den Landtag einziehen, um dort als Handwerker und Gewerkschafter die Stimme für die Arbeitnehmer zu erheben. Wir sind stolz darauf, dass Karl-Otto Waas unser Landtagskandidat war und wir danken allen Wählerinnen und Wählern, die ihm ihre Stimme gegeben haben. Karl-Otto Waas hat in Wölfersheim deutlich vor seinen Konkurrenten gelegen. Die Wölfersheimer SPD hat nicht nur das beste Ergebnis in der Wetterau geholt, sondern im gesamten Gebiet des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain gibt es kein besseres SPD-Ergebnis als bei uns in Wölfersheim. Auch dafür möchten wir uns bei allen Wählerinnen und Wählern bedanken.

Trotzdem waren die meisten an diesem Abend enttäuscht, traurig und verärgert. Aber nicht über die Wähler oder die anderen Parteien. Nein, wir waren verärgert -um nicht zu sagen stinksauer- auf unsere eigene Partei. Wir wollen Ihnen gerne erklären, warum: Viele von uns haben sich über Entscheidungen und Personalien in den letzten Monaten geärgert und wir haben unserem Ärger auch innerhalb unserer Partei Luft gemacht: Egal ob es die unfassbare “Beförderungs-Entlassung” des Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen, das Verhalten gegenüber den Autokonzernen beim Diesel-Skandal oder die Wahl von Andrea Nahles zur Partei- und Fraktionschefin war. Wir finden keineswegs alles gut, was unsere Partei auf übergeordneten Ebenen macht. Wir haben auch schon “Partei-Promis”, die bei uns Veranstaltungen machen wollten, abgelehnt und gesagt: Die werden wir unseren Mitbürgern nicht zumuten. (Wir wollen da jetzt keine Namen nennen, aber einer davon kommt aus Schleswig-Holstein und sieht selten gut gelaunt aus…) Wir erheben intern die Stimme, wenn uns etwas nicht passt, wir schicken Vertreter zu den Parteitagen des Unterbezirks, des Bezirks Hessen-Süd und sogar der Landes-SPD. Wir nehmen dort Stellung und versuchen die Politik der SPD so zu beeinflussen, dass wir voll dahinter stehen können und die Entscheidungen und Ideen mit Begeisterung und aus Überzeugung vertreten können. Leider gelingt uns das nicht immer in dem Maße, in dem wir uns das wünschen. Das musste jetzt mal raus…

Gleichzeitig stehen wir absolut zu unserer Partei und insbesondere zu den Werten, die sie seit mehr als 150 Jahren verkörpert: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Die SPD ist die einzige Partei, die sich im Reichstag gegen die Nazis stellte. Otto Wels begründete das damals trotz anwesender SA-Männer im Saal mit einer beeindruckenden, letzten freien Rede im Reichstag, die den Satz enthielt: “Freiheit und Leben kann man uns nehmen – die Ehre nicht!” Viele Sozialdemokraten bezahlten diese klare Haltung mit ihrem Leben. Die SPD hat maßgeblich zu dem Wohlstand und Frieden beigetragen, den wir seit vielen Jahrzehnten genießen können. Erarbeitet haben ihn die Menschen in unserem Land – politisch unterstützt von vielen guten Politikern, die unser Parteibuch haben und hatten. Der Frieden in Europa und auch die Wiedervereinigung wären ohne die Vorarbeit von Willy Brandt nicht denkbar. Im Kampf gegen den Terror hat Helmut Schmidt, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, kühlen Kopf bewahrt und unser Land in der Welt zu einem geschätzten und geachteten Partner gemacht. Auch Gerhard Schröder hat sich um unser Land verdient gemacht und dem damaligen US-Präsidenten George Bush gesagt: Irak-Krieg? Ohne uns! Die Geschichte hat ihm Recht gegeben, auf die Beweise für die Massenvernichtungswaffen, die damals als Kriegsgrund aufgeführt wurden, warten wir bis heute. Das waren beispielhaft nur unsere Kanzler. Wir könnten viele weitere Minister, Ministerpräsidenten, Bundespräsidenten, Abgeordnete oder andere SPD-Politiker nennen, für die wir uns nicht zu schämen brauchen, auf die wir stolz sind und von deren Arbeit wir heute noch profitieren. Deshalb stehen wir zu unserer SPD, auch wenn wir manchmal abends vor dem Fernseher bei den Nachrichten oder bei Talk-Shows fluchend die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn Vertreter unserer Partei Beiträge abgeben, die absolut nicht in unserem Sinne sind. Unser Anspruch ist es, die SPD in unserem Sinne zu beeinflussen und wieder auf die Schiene zu setzen, auf der viele mutige und kluge Frauen und Männer weite Strecken zurückgelegt haben.

Wer ist eigentlich dieses “wir”?
Wir sind Ihre Wölfersheimer SPD. Eine Partei, die sich vor allem als Ortspartei versteht. Wir kümmern uns um unsere Gemeinde und um die Interessen der Menschen, die in unseren fünf Ortsteilen leben. Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können. Wir machen, was wir sagen und wir sagen auch deutlich und ungeschönt, was wir machen. Wir sind ehrlich und arbeiten viele Stunden für das Wohl unserer Gemeinde. Nicht erst seit gestern, sondern seit Jahrzehnten. Wir sorgen mit verlässlicher, bodenständiger Ortspolitik dafür, dass man in Wölfersheim gut leben kann, eine gute Kinderbetreuung und Schulbildung erhält, Einkaufsmöglichkeiten ebenso vorhanden sind wie Arbeitsplätze, Spielplätze, Sportplätze und Räume für unsere vielen engagierten Vereine. Außer unserem Bürgermeister Eike See und mir als Erstem Beigeordneten beim Regionalverband machen das alle Mitglieder der Wölfersheimer SPD ehrenamtlich. Sie engagieren sich in ihrer Freizeit, neben Beruf, Familie und Hobbys.
Warum machen sie das? Weil sie unsere Gemeinde weiterentwickeln wollen – im Sinne ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger, ihrer Nachbarn, Vereinskameraden, Freunde. In Ihrem Sinne!

Und wir haben auch eine klare Meinung zur Politik in Land und Bund:
Wir wollen, dass Menschen Arbeit haben und das die die arbeiten, mehr im Geldbeutel haben, als solche, die nicht arbeiten.
Wir wollen, dass Rentner die ihr Lebenlang gearbeitet haben oder Kinder großgezogen haben von ihrer Rente anständig und gut leben können.
Wir wollen, dass Internetkonzerne bei uns genauso Steuern bezahlen, wie es mittelständische Unternehmen und Bürger bei uns müssen.
Wir wollen, dass die Energiewende nicht dazu führt, dass sich normale Familien keinen Strom mehr leisten können.
Wir wollen, dass in unserem Land ausreichend bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist.
Wir wollen, dass unser Land modern und offen in die Zukunft blickt, ohne dabei seine Traditionen zu verlieren.
Wir wollen in Frieden leben, zusammen mit unseren Nachbarn in einem vereinten, starken Europa.
Wir wollen so vieles. Das, was wir ändern und beeinflussen können, packen wir auch an. Darauf können Sie sich verlassen.

Die Wölfersheimer SPD ist ein Teil der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Aber wir haben einen eigenen Charakter. Wir sind irgendwie anders, und das ist auch gut so…