Ohne Wilde Möhre kein Schwalbenschwanz

In einer gut besuchten Veranstaltung unter Einhaltung der Vorschriften zur Eindämmung der Corona-Pandemie mit dem Titel „Viel Garten, wenig Arbeit – Alternative zu Schottergärten“ legte der bekannte Landschaftsökologe Frank Uwe Pfuhl im Dorfgemeinschaft Melbach auf Einladung des SPD-Ortsbezirks Melbach und des Ortsverein Wölfersheim dem Zuschauer und Zuhörer machbare Alternativen zum einheitsgepflegten und ökologisch nutzlosen Ziergarten ans Herz. In einem engagierten, anschaulich mit vielen Bildbeispielen unterlegten, Vortrag erfuhren die Besucher, wie eng das Vorhandensein von einheimischen Pflanzen und die Lebensvoraussetzungen für Bienen, Schmetterlinge, Vögel, Igel und vielen anderen Kleinstlebewesen zusammenhängen.

Der permanent gemähte Rasen und die peinlichst aufgeräumten Beeten, auf denen im Herbst kein Blättchen liegen darf, nehmen dieser Artenvielfalt jegliche Chance zur Überwinterung und zur Fortpflanzung.

Pfuhl ermuntert die Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer zu mehr Natur, zu mehr Mut, auch mal ein Pflänzchen wachsen zu lassen, was nicht den Weg vom Einkaufswagen in den Garten genommen hat. Er bietet Beispiele an, mit deren Umsetzung das Gärtnerleben leichter fällt. So erläutert er, warum es wichtig ist, das herbstliche Laub nicht zu entsorgen, sondern unter Büsche bis zu 30 cm abzulegen. In diesen Laubschichten können Igel überwintern, Vögel auch im Winter Insekten und Raupen als Nahrungsquelle finden und im Frühjahr ist das meiste Laub zu wertvollem Humus geworden. Stauden und Büsche bieten Schmetterlingen und Insekten alle Variationen zur Überwinterung an, wenn sie nicht im Herbst, sondern erst nach dem Winter zurückgeschnitten werden.

Im Frühjahr stellen Löwenzahn, Gänseblümchen und Co die erste und dringend notwendige Nahrungsquelle für vielerlei Insekten und Bienen dar.

In den letzten 30 Jahren hat die Menge der Insekten um rund 75 Prozent abgenommen. Etliche Arten sind also vom Aussterben bedroht. Unter vielen anderen Faktoren ist auch das fehlende Nahrungs- und Unterschlupfangebot in den Hausgärten dafür verantwortlich.

Viele Schmetterlingsarten in Deutschland sind schon ausgestorben. Anderen droht ebenfalls dieses Schicksal. Als prägnantes Beispiel nennt Pfuhl die Wilde Möhre, die immer seltener mit ihren großen Doldenschirmen an Wegrändern oder in Gärten anzutreffen ist. Sie jedoch ist die Wiege des imposanten Schwalbenschwanzes. Ohne Wilde Möhre wird auch dieser Schmetterling der Vergangenheit angehören.

Nach gut 60 Minuten konnten die Besucherinnen und Besucher sich noch mit allerlei Informationsmaterial und nach Wunsch auch mit Nistkasten-Bausätzen auf den Nachhauseweg begeben.