Ein großer Wurf für die Natur

Hermann Hofmann, Simone Hofmann-Kneiske, Jan Pacula und Eike See diskutieren über die Inhalte des Streuobstkonzeptes.

Nicht nur die überregionalen Medien, sondern auch die Gremien der Gemeinde Wölfersheim beschäftigen sich derzeit mit den Themen Insektensterben und Streuobstwiesen. Anfang des kommenden Jahres sollen verschiedene Anträge zu dem Thema im Rahmen einer Sitzung des Ausschusses für Bau, Landwirtschaft und Umwelt intensiv beraten werden. Dabei wird die Gemeinde ihre aktuellen Naturschutzmaßnahmen vorstellen. Dazu hat die Wölfersheimer SPD anlässlich ihrer jährlichen Klausurtagung Anfang November eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich ganzheitlich mit dem Thema beschäftigt. Bürgermeisterkandidat Eike See leitete diese Projektgruppe und präsentierte im Rahmen der letzten Fraktionssitzung ein elfseitiges Konzept zum Thema Streuobstwiesen, das als weitere Diskussionsgrundlage in den Gremien dienen soll. Diese Vorlage soll nicht als abgeschlossen betrachtet werden, Bürger können Änderungen und Ergänzungen vorschlagen, bevor sie im Bauausschuss beraten werden soll.

Im Rahmen der erwähnten SPD Klausurtagung wurden alle Themen besprochen, auf welche die Partei im Laufe der nächsten Jahre ihr besonderes Augenmerk legen möchte. Dafür wurden mehr als zehn Arbeitsgruppen gebildet, um die geplanten Themen strukturiert bearbeiten zu können. Die Fachgruppe „Naturschutz und Landschaftspflege“ konnte nun erste Ergebnisse abliefern. „Die Themen Insektensterben und Streuobstwiesen werden momentan in den Wölfersheimer Gremien beraten. Die dort eingereichten Anträge waren nach unserer Ansicht gut, aber nicht weitreichend genug. Aus diesem Grund haben wir im Laufe der letzten Wochen viel Zeit in den Entwurf dieses Konzepts zum Erhalt, zum Schutz sowie zur Förderung von Streuobstwiesen investiert.“ erläutert Eike See, der Leiter der AG. Neben konkreten Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung nehmen auch die Bewusstseinsbildung und administrative Aufgaben einen wichtigen Stellenwert des Konzeptes ein. Der ursprünglich von der FWG eingebrachte Antrag wurde aufgegriffen und konkretisiert. So soll die Pflanzung von Obstbäumen in Wölfersheim finanziell von der Gemeinde unterstützt werden, aber zwischen verschiedenen Sorten unterschieden werden. Alte Regionalsorten wie der Dorheimer Streifling oder der Friedberger Bohnapfel, die in der Anschaffung häufig teurer sind, sollen finanziell stärker gefördert werden als moderne Züchtungen. Für alle Maßnahmen wird finanzielle Unterstützung und Förderung von Seiten der Gemeinde erwartet. Auch die Obstbaumschnittkurse der Interessengemeinschaft und Sortenbestimmungen sollen von der Gemeinde gefördert und organisiert werden. Im Bereich der Förderung und Unterstützung sind sogar vermeintliche Kleinigkeiten wie die Anschaffung von Hinweistafeln gegen Streuobstdiebe oder auch der Verleih von Geräten im SPD-Konzept vorgesehen. Sollte das vorgesehene Budget nicht ausgeschöpft werden, wird vorgeschlagen, dass die Gemeinde Restbeträge zu Neuanpflanzungen verwendet.

Eike See holte sich als Leiter der Arbeitsgruppe Informationen aus erster Hand und sprach mit dem Direktvermarkter Herrmann Hofmann, seiner Tochter Simone Hofmann-Kneiske und dem Imker Jan Pacula aus Södel.

Entsprechende Vorschläge finden sich unter dem Punkt „Naturschutz und Landwirtschaft vereinen“. So wird hier auf die möglichen Neu- und Wiederanlagen, aber auch auf die anschließende Verwertung von Streuobst und eine entsprechende Vermarktung von Produkten eingegangen, von der auch Imker profitieren können. Ein Beispiel ist die bessere Vermarktung von Apfelwein aus der Region. Die Gemeinde könnte beispielsweise darauf hinwirken, dass bei Veranstaltungen in den Bürgerhäusern und in der Wölfersheimer Gastronomie vorwiegend lokale Produkte zum Einsatz kommen. Es könnten etwa auch Apfelweingläser für die Bürgerhäuser angeschafft werden, um damit heimische Produkte bekannter zu machen.

Ebenso viel Bedeutung wie der Unterstützung und Förderung wird im Konzept dem Punkt „Bewusstseinsbildung“ beigemessen. Der Naturlehrpfad am Singberg/Limberg soll um weitere Informationen ergänzt und dadurch besser bekannt gemacht werden. Auch der Zukunftspfad Sodila könnte um einen Umweltlehrpfad ergänzt werden. Westlich von Wölfersheim führt ein Teil der Rundtour der Apfelwein- und Obstwiesenroute über Münzenberg, Steinfurth und Friedberg. Im Osten sind verschiedene Routen um Nidda zu finden. Nördlich führt eine Rundtour von Lich über die Ortsteile Hungens und südlich ist eine Rundroute bei Karben zu finden. In der mittleren Wetterau sind jedoch keine Rundrouten ausgeschildert. Daher wird vorgeschlagen, dem Verein zur hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute beizutreten und die Ausweisung einer weiteren Rundtour über Wölfersheim anzuregen, wovon auch gastronomische Betriebe und Direktvermarkter profitieren könnten. Um mit der Bewusstseinsbildung früh anzufangen, schlägt das SPD –Konzept unter dem Stichwort „Klassenzimmer Streuobstwiese“ vor, mit altersgemäßen Projekten Kindergärten und Schulen einzubinden. Der Bau von Nistkästen im Werkunterricht oder das gemeinsame Kochen von Apfelkompott wären nur zwei von vielen Beispielen.

Ein weiterer Punkt des Konzeptes ist die Beteiligung an einem Streuobstkataster des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain. Um einen genauen Überblick über die Streuobstbestände innerhalb der Gemeinde zu erhalten, ist eine Erfassung der Flächen sinnvoll. Da der Regionalverband ein solches Kataster gerade für sein ganzes Planungsgebiet einführen möchte, soll sich Wölfersheim diesem Kataster anschließen.

Um die Inhalte des Konzeptes dauerhaft und nachhaltig vorantreiben zu können, soll die bereits in Wölfersheim existierende „Interessengemeinschaft Streuobst“ personell um Vertreter der Natur- und Vogelschutzgruppe, Imker, Jagdpächter, Landwirte, Direktvermarkter und den Klimaschutzmanager der Gemeinde Wölfersheim zu einer formellen Arbeitsgemeinschaft erweitert werden. Die Arbeitsgemeinschaft soll das Ziel haben, das Konzept kontinuierlich zu hinterfragen, entsprechende Anregungen zu sammeln und zu realisieren.

Auf der letzten Seite des auf zunächst fünf Jahre festgelegten Konzeptes findet man eine detaillierte Kostenbetrachtung. Insgesamt wird von SPD-Seite eine Unterstützung von mehr als 50.000 Euro gefordert. „Ich bin mir sicher, dass im Laufe der politischen Diskussion noch Änderungen oder Ergänzungen am Konzept vorgenommen werden, das ist auch gut so und soll so sein. Ich glaube aber auch, dass meine Arbeitsgruppe mit dem Konzept eine fundierte Arbeitsgrundlage für die nächsten fünf Jahre geschaffen hat, von dem die Natur und damit auch die Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Wölfersheim profitieren werden.“ so See. Auch interessierte Bürger können Änderungsvorschläge einbringen. Das Konzept wurde allen Fraktionsvorsitzenden zugesandt und steht am Ende dieser Seite zum Download zur Verfügung. Vorschläge zur Änderung und Ergänzung können per Mail an streuobst@eike-see.de gesendet werden.

streuobstkonzept.pdf [6,85 MB]